Kernaussagen eines Überblicks über
medizinische Studien zum Thema "Pucken"

Swaddling:
A Systematic Review
.


(October 2007)

Autoren:

Bregje E. van Sleuwen, MSca, Adèle C. Engelberts, MD, PhDb, Magda M. Boere-Boonekamp, MD, PhDc, Wietse Kuis, MDd, Tom W.J. Schulpen, MDe, Monique P. L'Hoir, MSc, PhDa


a Departments of Medical Psychology

d Immunology, Wilhelmina Children's Hospital, University Medical Center Utrecht, Utrecht, Netherlands

b Department of Pediatrics, Maaslandziekenhuis, Sittard, Netherlands

c Department of Science, Technology, Health, and Policy Studies (STeHPS), School of Management and Governance, Twente University, Enschede, Netherlands

e Paediatric Association of the Netherlands, Utrecht, Netherlands

Pucken ist unter Naturvölkern und in ländlichen Gebieten nach wie vor verbreitet. Da ein zunehmendes Interesse am Pucken auch in westlichen Ländern spürbar war, hat eine Gruppe niederländischer Autoren 78 Artikel und Studien zu diesem Thema nach den Richtlinien der Cochrane Bibliothek bewertet, um Kinderärzten eine Entscheidungshilfe zu geben, ob bzw. wann Pucken von Babys zu befürworten ist oder nicht.

Grundsätzlich ist bei den folgenden Untersuchungsergebnissen zu beachten, dass es je nach Region unterschiedliche Pucktechniken gibt. Vor allem die Enge des Puckens variiert deutlich zwischen verschiedenen Kulturen. Wo dies die Ergebnisse von Studien möglicherweise beeinflusst hat, haben die Autoren darauf hingewiesen. - Ihr Überblick betrachtet folgende Aspekte:

  1. Schlaf und akustische Reizempfindlichkeit
  2. Körpertemperatur
  3. Motorische Entwicklung
  4. Plötzlicher Säuglingstod (SIDS)
  5. Infektion der Atemwege
  6. Rachitis und Hüftdysplasie (DDH)
  7. Beruhigungswirkung
  8. Schreiverhalten
  9. Stillen und Gewichtszunahme
  10. Puck-Beginn und -Dauer

Wir haben nur die Kernaussagen zu jedem Aspekt übersetzt. Die von den Autoren identifizierten Vorteile und Risiken beim Pucken von Babys werden am Schluss noch einmal zusammengefasst gegenübergestellt. Zu den Risiken geben wir jeweils Hinweise und Empfehlungen, wie Sie diese bei Verwendung eines Pucktuchs von babooz® verringern oder gar ganz vermeiden können.

1. Schlaf und akustische Reizempfindlichkeit

Pucken verlängert den Babyschlaf verglichen mit einem ungepuckten Baby in Rückenlage. Doch reagieren gepuckte Babys im Schlaf empfindlicher auf akustische Störungen. Die unterschiedlichen Auswirkungen von Pucken auf REM- und Non-REM-Schlafphasen bedürfen noch weiterer Untersuchungen.

2. Körpertemperatur

Pucken hält das Baby warm, was grundsätzlich positiv ist. Bei Infektionen, an heißen Tagen, oder wenn auch der Kopf gepuckt wird, besteht allerdings die Gefahr der Überhitzung.

3. Motorische Entwicklung

Pucken kann sich positiv auf die motorische Entwicklung von Frühgeborenen auswirken. Eine Studie unter Hopi-Indianern zeigte, dass der Zeitpunkt, wann Babys laufen lernen nicht durch Pucken beeinflusst wird. Es wurde allerdings darauf hingewiesen, dass es schwierig sei, diese Aussage zu verallgemeinern, da die Enge des Puckens - insbesondere der unteren Gliedmaßen - je nach Puckmethode unterschiedlich ist.

Wir weisen darauf hin, dass beim Pucken Beinfreiheit gewährleistet sein sollte.

4. Plötzlicher Säuglingstod (SIDS)

In Rückenlage gepuckte Babys haben ein geringes SIDS-Risiko. Die meisten Babys akzeptieren die Rückenlage zum Schlafen, solange sie dabei gepuckt sind - sogar eine bemerkenswerte Anzahl von Babys, die es gewohnt sind, in Bauchlage zu schlafen.

Eine Studie weist darauf hin, dass es manchen gepuckten Babys bereits im Alter von 3 Monaten gelang, sich in die Bauchlage zu drehen. Den Weg zurück in die Rückenlage lernen sie jedoch erst später. Wenn Babys, die gewohnt sind, gepuckt auf dem Rücken zu schlafen, gepuckt oder ungepuckt in Bauchlage schlafen, haben sie dabei ein vierfach höheres SIDS-Risiko.

Da sowohl Unterkühlung als auch ein Hitzestau den plötzlichen Kindstod verursachen kann, ist Pucken in kalten Wintern auf jeden Fall zu befürworten. Insbesondere bei warmen Temperaturen sollte man allerdings darauf achten, dass der Kopf nicht gepuckt wird und wenn möglich ein dünnes Pucktuch verwenden, um einen Hitzestau zu vermeiden.

Wenn es sehr kalt ist, setzen Sie dem Baby lieber ein Mützchen auf, das man bei Bedarf abziehen kann. Ein leichtes Baumwoll-Mützchen ist bei Neugeborenen evtl. auch im Sommer angebracht, um die empfindlichen Ohren vor Zugluft zu schützen. Im Winter hilft es zusätzlich den Wärmeverlust über den Kopf einzudämmen.

5. Infektion der Atemwege

Die Studien zu durch Pucken verursachte Atemwegsinfektionen wurden als nicht repräsentativ und die Methoden zur Ergebnisermittlung als inkonsistent eingestuft. Trotzdem ein paar Bemerkungen dazu:

6. Rachitis und Hüftdysplasie (DDH)

Pucken wirkt sich in keiner Weise auf die Mineralisation der wachsenden Knochen und ihrer sonstigen Eigenschaften aus (s. Rachitis). Aber wenn die angewandte Puckmethode ein Beugen und Anwinkeln der Beine verhindert, wird dadurch die Entwicklung einer Hüftdysplasie gefördert.

Daher soll man auch gerade direkt nach der Geburt, wenn die Babys im Bereich der Arme grundsätzlich eng gepuckt werden sollen und wollen, darauf achten, dass die Beine genügend Bewegungsfreiheit haben.

7. Beruhigungswirkung

Die beruhigende Wirkung tritt beim Pucken weniger schnell ein als bei einem Schnuller, ist aber dafür nachhaltiger. Eine Studie wies nach, dass sich Pucken bei Frühgeburten (vor der 37. Schwangerschaftswoche oder unter 2500 Gramm Körpergewicht) positiv auf Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung auswirkt, da Schwankungen in der Frequenz schneller überwunden werden.

8. Schreiverhalten

Pucken verringert die Dauer des Schreiens bei Babys, wodurch sich die Mütter weniger gestresst fühlen, was sich wiederum positiv auf ihre Babys auswirkt. Eine Studie hat beobachtet, dass sich Pucken anscheinend positiv auf die neurologische Entwicklung auswirkt.

Dies ist evtl. darauf zurückzuführen, dass eine moderate Enge dem Baby ein Gefühl für seinen Körper und dessen Ausmaß gibt.

Es sind weitere Studien - vor allem über einen längeren Beobachtungszeitraum - nötig, um den Effekt von Pucken auf Neugeborene mit neurologischen Störungen verlässlich beurteilen zu können.

Neurologische Störungen sind einer der Gründe für übermäßiges Schreien.

9. Stillen und Gewichtszunahme

Keine der Studien konnte einen grundsätzlichen Unterschied zwischen gepuckten und ungepuckten Babys hinsichtlich der messbaren Stillvariablen feststellen (d. h. Anzahl und Dauer der Stillvorgänge, aufgenommene Milch, und Umfang der Zufütterung).

Die Autoren einer Studie stellten die Hypothese auf, dass gepuckte Babys weniger Nahrung aufnehmen, weil Berührungsreize durch die Ausschüttung von Magen-Darm-Hormonen nachgewiesenermaßen das Wachstum beeinflussen, und diese Anreize bei gepuckten Babys eingeschränkt werden. Diese Hypothese konnte jedoch nicht bekräftigt werden.

Pucken kann sich ganz im Gegenteil auch positiv auf das Stillen auswirken: dann nämlich, wenn ein Baby so unruhig ist, dass es ungepuckt nur schwierig trinkt. Die Polsterung unserer Pucktücher fungiert dabei als Stillkissen, das den Kopf des Babys während des Stillens zusätzlich stützt.

Wenn das Baby in den ersten zwei Stunden nach der Geburt (aus medizinischen Gründen) von der Mutter getrennt war und danach in einer separaten Pflegestation mit Ersatznahrung gefüttert wurde, kam es zu einer verzögerten Gewichtszunahme.

Auf Pflegestationen werden Babys zwar in der Regel gepuckt, doch ist unter den geschilderten Umständen wohl kaum das Pucken für die verminderte Nahrungsaufnahme verantwortlich.

10. Puckbeginn und Puckdauer

Beginn und Dauer des Puckens von Babys variiert stark unter den verschiedenen Kulturkreisen, bei denen es traditionell angewandt wird. Ein Extrem dabei sind wohl Navajo-Indianer, die ihre Babys von Geburt an im Schnitt über 10 Monate lang - anfangs für 16, später für 7 Stunden täglich - pucken, obwohl auch in ländlichen Gegenden der Türkei Pucken während des ganzen ersten Lebensjahres verbreitet ist. In der Provinz Yünnan in China wird im Schnitt nur 35 Tage lang gepuckt, während in einer Geburtsklinik, bei der Pucken als Babypflege praktiziert wurde, Babys über einen Zeitraum von ca. 3 Monaten gepuckt wurden, allerdings beginnend ab einem Alter von 13 Wochen.

Wir empfehlen mit dem Pucken möglichst direkt nach der Geburt zu beginnen, wenn das Baby noch an die Enge des Mutterleibs gewöhnt ist.

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Vor- und Nachteile beim Pucken von Babys

Positive Effekte durch Pucken

  1. Gesunde Babys schlafen in Rückenlage gepuckt besser und länger und fallen leichter wieder von alleine in Schlaf.
  2. Zu früh geborene Babys zeigen eine verbesserte neuromuskuläre Entwicklung, wenn sie gepuckt werden. Außerdem sind sie - wenn gepuckt - beim Wiegen geringerer physiologischer Belastung ausgesetzt und zeigen mehr selbst-regulierende Fähigkeiten.
  3. Bei Schreibabys mit Hirnschäden verringert Pucken die Dauer des Schreiens verglichen mit Massagen.
  4. Bei Frühgeborenen wirkt sich Pucken positiv auf Herzfrequenz und Sauerstoffsätting aus. Es hilft Babys nach Schmerz zwar weniger schnell, aber nachhaltiger als ein Schnuller zu beruhigen.
  5. Pucken hat keinen Einfluss auf die Stillparameter wie Anzahl und Dauer der Stillvorgänge und die Menge der dabei aufgenommenen Milch.

Risiken beim Pucken

  1. Es gibt klare Belege dafür, dass falsch angewandtes Pucken zu Hüftschäden (Hüftdysplasie) führen kann.

    Bei unseren traditionellen Pucktüchern ist der Vorteil, dass Sie Arme und Beine unterschiedlich eng bzw. weit binden können, so dass Sie Ihrem Baby - so wie es wächst - im unteren Bereich immer genügend Spielraum zum Anwinkeln und Ausstrecken der Beinchen geben können.

  2. Es gibt Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für einen Hitzestau bzw. Überhitzung des Babys durch Pucken.

    Wenn Ihr Baby Fieber hat oder wenn mit Fieber zu rechnen ist (z. B. nach dem Impfen), sollten Sie ein dünnes Pucktuch verwenden und das Baby in der Sommerhitze nur mit einer Windel bekleidet - und evtl. noch einem leichten Hemdchen für die Schultern - pucken, damit es nicht in einen Hitzestau kommt. Bei Pucktüchern mit dickerer Polsterung bitte die Einlage vorher herausnehmen. Ist dies nicht möglich oder besitzen Sie nur ein wärmeres Pucktuch, sollten Sie auf das Pucken sicherheitshalber ganz verzichten.

    In jedem Fall sollten Sie Ihr Baby regelmäßig im Nacken kontrollieren, ob es schwitzt. Falls ja, sollten Sie das Pucken unterlassen, bis das Fieber vorbei ist.

  3. Es besteht ein erhöhtes Risiko für SIDS (plötzlicher Kindstod) durch Pucken, wenn das Baby auf den Bauch gelegt wird oder in der Lage ist, sich auf den Bauch zu drehen.

    Babys sind zum Pucken immer in Rückenlage zu legen.
    Falls Sie denken, dass Ihr Baby eventuell vom Rücken auf den Bauch rollen könnte, während es gepuckt ist, dann hören Sie mit dem Pucken auf, damit auf keinen Fall die Atemwege Ihres Babys durch die Bauchlage behindert werden können.

    Sie sollten nicht mehr pucken, und zwar mit keiner Puckhilfe, wenn Ihr Baby groß oder stark genug ist, sich aus der Puckhilfe zu befreien.

  4. Es gibt Hinweise, dass Pucken zu einem Vitamin-D-Mangel und erhöhten Auftreten von Atemwegserkrankungen führen kann. Die betreffenden Studien wurden jedoch in nicht-westlichen Kulturkreisen durchgeführt, wo wahrscheinlich die Enge des Puckens die erhöhte Zahl an Infektionen fördert.

    Das enge Einwickeln steht dem Bedürfnis eines 2-3 Wochen alten Babys nach mehr Bewegungsfreiheit entgegen, weswegen wir empfehlen, Ihr Baby so zu pucken, dass es zwar im Schlaf noch eine (beruhigende) Grenze spürt, aber nicht eingezwängt ist, wofür sich unserer Meinung nach traditionelle Pucktücher am besten eignen.

    Das in der Studie gemessene Ausmaß des Vitamin-D-Mangels war nicht derart, dass es zu Rachitis führen würde. - Unabhängig davon möchten wir Sie aber darauf hinweisen, dass in westlichen Industrieländern, wo Neugeborene die ersten Wochen und Monate überwiegend in geschlossenen Räumen verbringen, grundsätzlich ein höherer Anteil von Babys an Vitamin-D-Mangel leidet als in den meisten der in den Studien betrachteten Regionen. Aus diesem Grund wird Babys z. B. in Deutschland während des ersten Lebensjahres prophylaktisch täglich Vitamin-D zugeführt.

  5. Gepuckte Babys, die kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt werden oder von der Mutter getrennt in einer Pflegestation mit Ersatznahrung gefüttert werden, weisen eine verzögerte Gewichtszunahme auf.

    Die Studie erwähnt leider keinen Vergleich mit ungepuckten Babys. Da Neugeborene, die gleich nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt werden müssen, einen Sonderfall darstellen und die Gewichtszunahme sich offensichtlich nur so lange verzögert, bis das Baby wieder bei seiner Mutter ist. Hier ist zu bedenken, dass von der Mutter getrennte Babies fast die ganze Zeit gepuckt werden. Die zu beweisende These war, dass gepuckte Babys durch den tieferen Schlaf auf leise Hungersignale nicht reagieren und dadurch weniger trinken als ungepuckte Babys.

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Fazit

Die Studie hat viele, verschiedene Erkenntnisse über die Methode des Puckens gebracht. Sie wird von vielen Kulturen angewandt, auf unterschiedliche Art und Weise. Bei unsachgemäßer Anwendung erhöht Pucken das Risiko für SIDS (den "plötzlichen Säuglingstod"), DHH ("Hüftdysplasie") und Überhitzung.

Pucken kann sicher angewendet werden, wenn damit Empfehlungen zu maßgeblichen Punkten verbunden sind, nämlich:

In zentral geheizten Räumen sollte kein zusätzliches Bettzeug nötig sein. Wichtig ist, die Dicke des Pucktuchs der Umgebungs­temperatur anzupassen, d.h. im Sommer ein dünnes Pucktuch wählen oder die Polsterung herausnehmen.

Frühgeborene können ebenfalls vom Pucken profitieren, wobei die genaue Vorgehensweise dort vom Pucken ausgewachsener Babys abweichen kann.

Es bleibt zu untersuchen, ob sich nicht eine andere Art der Behandlung von Neugeborenen findet, die praktisch ohne Risiko ist und sich ähnlich positiv auf das Schlaf- und Schreiverhalten von Babys auswirkt.

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